So treffen Kanzleiinhaber Entscheidungen wie echte Unternehmer

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Eine Entscheidung zu verschieben, fühlt sich im Moment oft bequemer an, als sie sofort zu treffen. Doch gerade in Steuerkanzleien hat Aufschieben einen hohen Preis: Projekte stocken, das Teamwartet auf Ansagen, und am Ende bleibt der Kanzleileitung das Gefühl, immer noch mehr offene Baustellen zu haben.

Kanzleien brauchen Entscheidungen wie Sauerstoff. Ohne sie herrscht Stillstand. Trotzdem fällt es vielen Inhabern schwer, konsequent und klar zu entscheiden. Doch genau hier zeigt sich die Unternehmerrolle - nicht im Rechnen oder Prüfen, sondern im Entscheiden.

Warum Entscheidungen für Kanzleien so schwer sind

Im Kanzleialltagtauchen ständig Fragen auf:

  • Nehmen wir diesen Mandanten anoder nicht?
  • Erhöhen wir dieses Jahr unsere Honorare?
  • Führen wir die neue Software jetzt ein oder warten wir noch?
  • Verteilen wir die Verantwortungsbereiche im Team neu?

Oder der beliebteste Steuerberatersatz wird artikuliert: “Es kommt darauf an.”

Oft werden diese Fragen zwischen Tür und Angel entschieden – spontan, reaktiv oder aus dem Bauch heraus.

Das Problem: Entscheidungen ohne Systemschaffen Unsicherheit. Sie kosten mehr Energie als nötig, weil sie immer wieder hinterfragt und vor allem nicht klar kommuniziert werden.

Unternehmer-Logik statt Bauchgefühl

Unternehmerisch zu entscheiden, heißt nicht, jedes Risiko auszuschließen. Es heißt, Klarheit zu schaffen und eine Richtung vorzugeben. Entscheidungen sind nie perfekt, aber sie geben dem Team Orientierung.

Das Kanzlei-Flywheel liefert dafür die Basis: Unternehmerzeit, klare Strategie, wirtschaftliche Kennzahlen, effiziente Prozesse, ein starkes Team und eine attraktive Kanzleikultur. All das erleichtert es, Entscheidungen zu treffen – und vor allem, sie konsequent umzusetzen

5 Methoden für klare Entscheidungen

1. Entscheidungs-Memo –Entscheidungen sichtbar machen

Statt etwas nur im Kopf zu behalten, schreib es auf. Ein kurzes Entscheidungs-Memo beantwortet drei Fragen:

  • Was wurde entschieden?
  • Warum wurde entschieden?
  • Wie wird kommuniziert?

Die Kommunikation erfolgt nicht einmal, sondern in Wellen. Schriftlich, im Meeting oder im Teamgespräch. So versteht jeder, warum etwas entschieden wurde und wie es umgesetzt wird.

Praxisbeispiel:
Eine Kanzlei führt ein HR-System ein. Statt nur im Meeting darüber zu sprechen, wurde ein Entscheidungs-Memo verfasst, an alle verteilt und mehrfachaufgegriffen.

Ergebnis:
weniger Diskussionen, mehr Akzeptanz.

2. Die 80-Prozent-Regel – nicht auf Perfektion warten

Viele Kanzleiinhaber warten zu lange. Sie wollen alle Informationen haben, bevor sie eine Entscheidung treffen. Das führt zu Stillstand. Unternehmer entscheiden, wenn 80 Prozent der Infos vorliegen. Der Rest ergibt sich im Prozess.

Praxisbeispiel:
Ein digitales Tool wurde eingeführt, obwohl noch nicht alle Details geklärt waren. Nach der Testphase wurden Abläufe angepasst. Besser schnell starten und lernen, als Monate auf die perfekte Lösung warten.

3. Bierdeckel-Projekte - klein, klar, umsetzbar

Große Entscheidungen wirken überwältigend. Die Lösung: kleine Projekte mit klarer Deadline. Auf einen Bierdeckel passen Ziel, Zeitrahmen und Verantwortliche. Fertig.

Praxisbeispiel:
Das Mandanten-Onboarding wurde als 3-Monats-Projekt aufgesetzt. Ergebnis: ein klarer Prozess, der alle entlastet und nachweislich weniger Rückfragen im Team. Die neuen Mandanten fühlen sich auch direkt gut aufgehoben und haben ein positives Beziehungs-Konto.

4. Kriterienkatalog - weg vom Bauchgefühl

Gerade bei der Mandatsannahme oder Personalentscheidungen ist ein Kriterienkatalog Gold wert. Vorab festlegen: Was passt zu uns, was nicht? Fachlich, menschlich, wirtschaftlich.

Praxisbeispiel: Eine Kanzlei entschied sich, Mandate, die nicht in die festgelegten Prozesse passen konsequent abzulehnen. Klar definierte Kriterien machten diese Entscheidungen leichter und führten zu homogenerer Abarbeitung.

5. Reflexionszeit - Abstand schafft Klarheit

Nicht jede Entscheidung muss sofort fallen. Manchmal reicht ein kleiner Puffer, um den Kopf freizubekommen. Ein fester Reflexionsblock in der Unternehmerzeit hilft, Entscheidungen bewusst und ruhig zu treffen.

Praxisbeispiel:
Ein Inhaber nimmt sich 48 Stunden Zeit für alle wichtigen Personalentscheidungen. Dadurch gewinnt er Abstand und trifft Entscheidungen mit mehr Klarheit und Sicherheit.

Typische Fehler – und wie du sie vermeidest

  • Zu lange zögern: Chancen verstreichen, weil Entscheidungen nicht getroffen werden.
  • Unklare Kommunikation: Entscheidungen werden getroffen, aber nicht sauber weitergegeben.
  • Konsequenz fehlt: Entscheidungen werden gefällt, aber nicht umgesetzt oder nachgehalten.

Quick Wins –sofort umsetzbar

  • Schreibe dein nächstes Entscheidungs-Memo - 1 Seite reicht.
  • Erstelle eine Kriterienliste für die Mandatsannahme.
  • Plane diese Woche einen Reflexionsblock in deine Unternehmerzeit ein.

Fazit

Entscheiden heißt nicht, alles zu wissen. Es heißt, Klarheit zu schaffen und den nächsten Schritt möglich zu machen. Mit Methoden wie Entscheidungs-Memo, 80-Prozent-Regel oder Bierdeckel-Projekten wird aus Unsicherheit Struktur.

Kanzleien, die Entscheidungen sichtbar und konsequent machen, gewinnen Vertrauen – im Team, bei Mandanten und für sich selbst.

Die Frage ist nicht:
„Kann ich die perfekte Entscheidung treffen?“

Sondern:
„Wie schaffe ich heute Klarheit, damit wir morgen weitergehen können?“

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